Schamanismus - Ein erster Eindruck

Schamanen gibt es praktisch in allen Kulturen, zu jeder Zeit und überall auf der Welt.

 

Auch in Europa gibt es Wurzeln des Schamanismus, die jedoch – weil das Wissen niemals schriftlich, sondern nur mündlich weitergegeben wurde – entweder in Vergessenheit gerieten oder aber auch absichtlich unterdrückt und ausgerottet wurden. 

 

 

Der Kern der Position eines Schamanen liegt – entgegen der landläufigen Vorstellung – in geistigen Belangen. Der Ausdruck Schamanismus stammt aus einer sibirischen Sprache, dem Tungusischen und bedeutet: „Ein Mensch, der weiß...“

 

Damit ist eine Person (Mann oder Frau) gemeint, die absichtsvoll veränderte Bewusstseinszustände aufsucht, meist mithilfe einer Trommel, um ‚Reisen‘ in andere Wirklichkeiten zu unternehmen. Die Absicht ist dabei, der Gemeinschaft zu helfen.

 

Die Entwicklung vom traditionellen Schamanismus zum modernen westlichen Schamanismus wurde maßgeblich von dem amerikanischen Anthropologen Michael Harner beeinflusst. Er wurde bei verschiedenen Indianergruppen in die Welt der Schamanen eingeführt, sodass er sich selbst als einen solchen bezeichnet. Er bemühte sich um das Verständnis der schamanischen Materie für den modernen Menschen und versuchte, den gemeinsamen Nenner der verschiedenen Traditionen zu finden. Harner entwickelte den sogenannten „Core-Schamanismus“ und vermittelte ihn in seinem Buch „The Way of the Shaman: A Guide of Power and Healing“ (deutsche Version: „Der Weg des Schamanen: Ein praktischer Führer zur inneren Heilkraft“) sowie in zahlreichen Seminaren einem westlichen Publikum.

 

Der „Core-Schamanismus“ besteht aus den grundlegenden Prinzipien und Techniken des Schamanismus; er definiert sich weder über eine bestimmte ethnische Gruppe noch über bestimmte Anschauungen. Das Anliegen der von ihm gegründeten Foundation for Shamanic Studies ist, Menschen der westlichen Gesellschaften auf spirituelle Selbstbestimmung und Eigenverantwortung hinzuweisen. Dadurch wird es möglich, eigene spirituelle Ressourcen sowie Kraft und Lebensfreude zu finden; sein Leben, wenn notwendig, zu verändern und zu lernen, wie man anderen hilft.“

 

Auf ihren ´Reisen´ begegnen Schamanen ihren spirituellen Helfern (Krafttieren und anderen Geistwesen) und erbitten Rat und Information zu einem Thema, einem Problem oder einer Krankheit.

 

Die Kernaufgabe der Schamanen ist das „schamanische Heilen“, das sich um die spirituelle Dimension von Krankheit kümmert. So können Schamanen an die Ursache einer Krankheit geführt werden und Hinweise bekommen, wie einem Kranken zu helfen ist.

 

Eine weitere zentrale Aufgabe von Schamanen ist die sog. Seelenrückholung. Bei schweren Krisen und Traumata (z.B. Unfall, Tod eines geliebten Menschen, Verlust der Arbeit etc.) kann es zur Bewältigung dieser Schocksituation zur Abtrennung eines Seelenanteils kommen. Meist kommt der Seelenanteil danach zurück und der Mensch ist wieder vollständig. Manchmal findet der Seelenanteil seinen Weg jedoch nicht mehr zurück und existiert außerhalb der betreffenden Person. Dies kann dazu führen, dass sich die Person unvollständig, nicht ganz bei sich, und von allem getrennt fühlt. In diesem Fall gehen Schamanen auf die Suche nach der verlorenen Seele und bringen sie ihrem „Eigentümer“ zurück. Erst dann verfügt ein Mensch wieder über seine ursprüngliche Kraft.

 

Schamanen sind darüber hinaus auch imstande, mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren, oder sie helfen jüngst Gestorbenen einen „guten Platz im Jenseits” zu finden. Sie sind besonders eng mit der Natur verbunden und können sich mit Naturgeistern wie Elfen, Feen, Gnome etc. hervorragend verständigen.

 

Jeder Mensch – nicht nur prädestinierte Personen oder elitäre Zirkel – kann einen direkten Zugang zu der geistigen Welt und ihrer Weisheit, Führung und Heilung erhalten, wenn er sich dieser spirituellen Praxis widmet und sich der entsprechenden Initiation unterzieht. Es bedarf im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme hierzu keiner speziellen Begabung.

 

Der Schamanismus beruht auf Erfahrungswerten und Wissen. Weder steht er in unmittelbarem Zusammenhang mit Dogmen, Vorschriften und Regeln, noch gibt es Mittelsmänner oder geistliche Autoritäten – wie etwa Priester –, welche eine Deutungshoheit besäßen. Der Schamanismus steht grundsätzlich in keinem Widerspruch zu irgendeiner religiösen Tradition.

 

Gleicherweise ist er auch keiner philosophischen Sparte zuzurechnen, sondern beherbergt, fördert und bewahrt eine Weltsicht und Lebensweise, die sich auf natürlichen, humanistischen und universalen Grundlagen bewegt und innerhalb der zivilisatorischen menschlichen Entwicklung neue und angepasste Formen ausbildet, ohne den inneren Kern seiner Wirksamkeit zu verändern oder zu verlieren. Der Schamanismus als Lebensform und Lebenssicht ist erlernbar und erfordert neben einer Demut vor der Schöpfung eine hohe Selbstdisziplin in der praktischen Lebensweise.

 

Christina Mahler, eine in der Schweiz und in England praktizierende Schamanin, bringt es in folgender Weise auf den Punkt:

„Schamanismus ist eine Methode der Bewusstseinserweiterung, die uns auf direktem Weg zu Offenbarungen und spirituellen Erfahrungen führt, ohne dass diese durch beschränkende Weltanschauungen oder Organisationen gefiltert werden.

Der Schamanismus umfasst eine Reihe von Techniken, die dazu dienen, Energie, Kraft, Visionen, Heilung und Kreativität zu erlangen. Die meisten dieser Techniken sind einfach und lassen sich erlernen. So mysteriös das Ganze auch klingen mag – der Schamanismus ist eine ausgesprochen praktische und sehr ergebnisorientierte Methode. Dass er Zehntausende von Jahren intakt überlebt hat, hat einen ganz einfachen Grund: Er funktioniert."

 

Text: Werner O.-U. Gertz und Inge-Kuruna Mausberg

 

 

Lesen Sie hier das Interview von Spiritueller Tourismus mit Werner O. U. Gertz:

 

Interview mit Werner O.-U. Gertz

 

 

 

 

 

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